Ico Parisi

Architekt und Designer Ico Parisi
Ico Parisi (1916–1996) war ein italienischer Architekt und Designer, der zu den prägenden Gestalten des italienischen Nachkriegsdesigns zählt. Sein Lebensmittelpunkt war die Stadt Como, in der er den Großteil seines Lebens verbrachte und ein vielseitiges, disziplinübergreifendes Werk schuf.
Parisi absolvierte von 1931 bis 1935 eine Ausbildung im Bauwesen und arbeitete ab 1935 im Studio des Architekten Giuseppe Terragni. Bereits 1936 dokumentierte er Terragnis berühmte Casa del Fascio fotografisch für die Zeitschrift Quadrante. Neben seiner frühen Beschäftigung mit Architektur widmete sich Parisi auch dem Film – etwa mit dem experimentellen Werk Como+Como+Como (1937) – und war Mitbegründer der Künstlergruppe Alta Quota.
Nach seinem Kriegsdienst gründete er 1948 gemeinsam mit seiner Frau, der Designerin Luisa Aiani, das Atelier La Ruota in Como. Dort entwarfen sie Möbel für renommierte Hersteller wie Cassina, M.I.M., Altamir, Longhi und Cappellini. Neben Möbeln entstanden auch Keramiken, Glasobjekte und Schmuck. Für die Mailänder Staatsbibliothek und die Triennale von 1948 übernahm Parisi bedeutende Innenraumgestaltungen, oft in Zusammenarbeit mit Künstlern wie Mario Radice, Fausto Melotti und Umberto Milani. 1950 schloss er sein Architekturstudium am Atheneum in Lausanne ab und trat 1956 der Associazione per il Disegno Industriale bei.
Stark beeinflusst von seinem Freund Gio Ponti verfolgte Parisi den Gedanken des „fare insieme”, des kreativen Zusammenarbeitens. In den 1970er Jahren entstanden interdisziplinäre Projekte wie „Ipotesi per una Casa Esistenziale” (1972), bei denen sich Architektur und Kunst durchdringen. 1978 stellte er auf der Biennale di Venezia seine Serie „Utopia” vor. Ab den 1980er Jahren rückten performative Arbeiten und Medienkritik in den Vordergrund, unter anderem mit Beiträgen zur documenta urbana in Kassel (1982) und zur Ausstellung „Les années 50” im Centre Pompidou (1988).
Parisis Werk wurde vielfach ausgestellt, unter anderem auf der Triennale in Mailand, der Biennale di Venezia und in Galerien in Rom, Paris, Berlin und Como. Eine Retrospektive in Mailand unter dem Titel „Ico Parisi: l’Officina del possibile” würdigte sein Werk als „Werkstatt des Möglichen” – als Ausdruck seines unermüdlichen Forschergeistes und seiner interdisziplinären Haltung.
Eines seiner bekanntesten Designobjekte ist die Tischleuchte „Palpebra” für Cassina, die sein Gespür für Form, Funktion und poetische Ausdruckskraft unter Beweis stellt.