5 neue Designausstellungen im Mai 2014

Wer den Mai nicht tanzend, doch aber gebührend begrüßen will, dem sei z.B. die Ausstellung „WerkStadt Vienna – Design Engaging the City“ im Kunstgewerbemuseum Dresden empfohlen. Die von Tulga Beyerle kuratierte Ausstellung mit Highlights von den Wiener Passionswegen wird am 1. Mai eröffnet. Außerdem gibt es im Mai mehr zum Mann hinter USM, typisch Chinesisches und typisch Deutsches, Architekturfotografie in Finnland und den D’Day in Frankreich.

„Fritz Haller. Architekt und Forscher“ im Schweizerischen Architekturmuseum, SAM, Basel, Schweiz

Fritz Haller kennt eigentlich fast jeder. Er designte eines der wenigen wirklich ikonischen und einzigartigen modularen Regalsysteme der Nachkriegszeit. In erster Linie war Fritz Haller allerdings Architekt und verstand sich auch selbst als solcher – auch wenn er vor allem theoretisch arbeitete und seine Pläne kaum realisierte. Daher ist ein großer Teil seiner Arbeit nicht wirklich zugänglich und Fritz Haller selbst gilt als relativ anonymer Charakter.

Über diese Anonymität dachte auch Georg Vrachliotis in unserem Interview von 2012 nach und kam zu folgendem Schluss: „Fritz Haller verstand einen Architekten nie als Autor, war nie interessiert an den Ideen einer ‚Autoren-Architektur‘. Fritz Haller entwickelte Systeme und nicht Gebäude und letztlich war Fritz Haller anonym, die Antithese des modernen Stararchitekten also. Durch seine Arbeit verschwand der Architekt Fritz Haller und was blieb, war nur die Struktur.“ Als Co-Kurator von „Fritz Haller. Architekt und Forscher“ hat Georg Vrachliotis jetzt die Möglichkeit, der Person Fritz Haller zu etwas mehr Prominenz zu verhelfen.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit Hallers Werk aus der Zeit zwischen den späten 1940er und späten 1990er Jahren und verspricht so sämtliche Facetten seiner Karriere zu beleuchten. Dazu gehören die neun Jahre an Konrad Wachsmanns Institute for Building Research der University of Southern Carolina, die zahllosen öffentlichen Gebäude in seinem Heimatland, der Schweiz, die Gebäude-Baukästen USM MINI, MIDI sowie MAXI und natürlich das USM Haller Möbelbausystem, das sich aus letzterem entwickelte. Mit diesem Spektrum liefert die Präsentation im Gegensatz zu früheren Ausstellungen vielleicht zum ersten Mal ein relativ vollständiges und zugängliches Bild des Architekten Fritz Haller.

„Fritz Haller. Architekt und Forscher“ im Schweizerischen Architekturmuseum, SAM, Steinenberg 7, 4051 Basel, Schweiz wird am Freitag, den 16. Mai, eröffnet und ist dort bis Sonntag, den 24. August 2014, zu sehen.

fritz haller usm münsingen

Das USM Firmengebäude in Münsingen, Schweiz von Fritz Haller (Foto mit freundlicher Genehmigung von USM U. Schärer Söhne AG)

„Unsichtbare Dinge. Typisch chinesisch. Typisch deutsch.“ im Museum für Völkerkunde, Hamburg

Leider haben wir die Ausstellung „Rolf Sachs – typisch deutsch?“ im Kölner Museum für Angewandte Kunst immer noch nicht gesehen. Wir hätten sonst eine clevere Verbindung zum Droog Lab Projekt „The New Original“ und von dort zu Hans J. Wegners Faszination für einen alten chinesischen Stuhl herstellen können. Das wäre nämlich eine gute Einleitung zur Ausstellung, „Unsichtbare Dinge. Typisch chinesisch. Typisch deutsch.“ im Museum für Völkerkunde in Hamburg gewesen.

Die Ausstellung zeigt Objekte, die entweder „typisch deutsch“ oder „typisch chinesisch“ sind und hat sich zum Ziel gesetzt, beide Kulturen in der Gegenüberstellung und Spiegelung der anderen zu untersuchen. Anders gesagt, wenn man als Deutscher bzw. als Europäer versteht, was an einem Objekt „typisch chinesisch“ ist, sieht man in der Gegenüberstellung auch „typisch deutsche“ Dinge in einem neuen Licht. Man wird das „typisch Deutsche“ möglicherweise genauer erfassen können.

Bei solchen Ausstellungen besteht häufig die Gefahr, dass am Ende nur eine unzusammenhängende Sammlung von Objekten zu sehen ist, die als Ganzes nicht besonders aussagekräftig ist. Andererseits können solche Sammlungen manchmal auch sehr aufschlussreich sein. Man sollte diese Ungewissheit zum Anlass nehmen und sich die Ausstellung ansehen!

„Unsichtbare Dinge. Typisch chinesisch. Typisch deutsch.“ wird am Sonntag, den 18. Mai, im Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64, 20148 Hamburg eröffnet. Die Ausstellung endet am 23. November 2014.

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Das Werkzeug des Bürokraten. Typisch deutsch? (Foto: Oliver Schuh, mit freundlicher Genehmigung vom Museum für Völkerkunde Hamburg)

„Grey Matter Helsinki“ im Museum of Finnish Architecture, Helsinki, Finnland

In den vergangen Monaten hatten wir zahlreiche Möglichkeiten, unsere Abneigung gegen große Teile der zeitgenössischen Architekturfotografie zu erläutern. Deshalb sind wir jetzt besonders erfreut, dass die Aalto University und das Museum of Finnish Architecture Arbeiten zeigen, die uns Alternativen zu den derzeitigen vorhersehbaren Perspektiven eröffnen. Im Rahmen des gemeinsamen Projekts „Grey Matter Helsinki“ haben Architektur- und Fotografiestudenten der Aalto University Gebäude in Helsinkis Downtown-Bezirk Töölö Bay fotografiert. Alle Motive wurden zweimal aufgenommen: einmal als gewissermaßen „normale“ Standard-Architekturfotografie und einmal auf eher kreative Art und Weise. Beide Arbeiten werden auf der Ausstellung gegenübergestellt. Wir haben noch keine der Arbeiten gesehen und leider hat uns die Museumsverwaltung nicht auf unsere E-Mail geantwortet, weshalb wir keine Ahnung haben, was die Ausstellung taugt. Was wir in den Ankündigungen gelesen haben, hört sich jedoch sehr unterhaltsam an.

So weit wir das einschätzen können, handelt es sich um eine eher kleine Ausstellung, die auch nur für ein paar Wochen läuft. Wenn ihr also in Helsinki sein solltet…

„Grey Matter Helsinki“ ist vom 15. Mai bis 1. Juni 2014 im Museum of Finnish Architecture, Kasarmikatu 24, 00130 Helsinki, Finnland zu sehen.

Haus am Waldsee Berlin Ola Kolehmainen Geometric Light Konstruktivizm Infantil

Da wir keine Bilder zu Grey Matter Helsinki haben, hier 2 Fotografien des finnischen Architekturfotografen Ola Kolehmainen

„WerkStadt Vienna – Design Engaging the City“ im Kunstgewerbemuseum, Dresden

Es kommt ausgesprochen selten vor, dass uns der Kontext einer Ausstellung mehr interessiert als die Ausstellung selbst. Bei „WerkStadt Vienna – Design Engaging the City“ ist das aber ausnahmsweise mal der Fall.

Als man Tulga Beyerle zur Direktorin des Kunstgewerbemuseums ernannte, schrieben wir, dass das Kunstgewerbemuseum bis jetzt nie als eine Institution aufgetreten sei, die Ambitionen über die eigene Existenzsicherung hinaus zeigte und dass wir uns an keine spezielle Ausstellung erinnern könnten, die dort organisiert wurde, die die Stücke aus der Sammlung des Museums bewusst genutzt habe.

Markiert die Entscheidung „WerkStadt Vienna“ im Kunstgewerbemuseum zu präsentieren also einen neuen Ansatz? Sollte Tulga Beyerle tatsächlich neuen Glanz in die verstaubten Dresdner Museumsräume bringen? Oder ist die Ausstellung eher ein Willkommensgeschenk von Tulga Beyerle an ihre neuen Arbeitgeber – präsentiert sie ihre Referenzen? Es wird sich zeigen!

Mal ganz abgesehen vom Kontext wird „WerkStadt Vienna – Design Engaging the City“ wohl eine ziemlich gute Ausstellung sein. Es werden nämlich Highlights vom Passionswege Programm gezeigt, das zu den besten der Vienna Design Week zählt.

Unter den in Dresden ausgestellten Projekten sind Matylda Krzykowski @ Norbert Meier Bürsten- und Pinselerzeuger, Tomas Kral @ Mühlbauer Hutmanufaktur, Mark Braun @ J & L Lobmeyr und die wie immer großartige Julia Landsiedl @ Erwin Perzys Original Wiener Schneekugeln.

„WerkStadt Vienna – Design Engaging the City“ wird zwischen dem 1. Mai und 27. August 2014 im Kunstgewerbemuseum, Schloss Pillnitz, Bergpalais, August-Böckstiegel-Straße 2, 01326 Dresden gezeigt.

Milan Design Week 2013 Werkstadt Vienna

WerkStadt Vienna – Design Engaging the City, gesehen auf der Möbelmesse Mailand 2013

D’Days. Festival de design. Paris. Pantin, Frankreich

Ende Mai findet das D’Days Designfestival in Paris und dem benachbarten Pantin statt. Während der „D-Day“ für alle mit gewisser Kenntnis der Geschichte des Zweiten Weltkriegs das beginnende Ende des Naziterrors auf französischem Boden kennzeichnet, handelt es sich für die Pariser bei den D’Days um eine ungezwungene Design Week mit einer gesunden Mischung aus Showrooms und Ausstellungen in Galerien.

Auch wenn viele der Ausstellungen in den Geschäften nicht sehr viel mehr sein werden als eine Erweiterung der normalen Showroom-Präsentation, sieht es bei OP! von und mit Patrick Norguet bei Cassina und bei Vincent Tordjmans Installation „The Mechanics of Creation“ im B&B Flagship Store doch sehr so aus, als wären sie einen Besuch wert. Sehr viel interessanter scheinen allerdings die Galerieausstellungen. Im Besonderen „Eppur si muove“ von Hilda Hellström in der Galerie S. Bensimon, „Hand in Hand“ im Bastille Design Center und „Noortje de Keijzer & Dirk Vander Kooij“ in der Dutch Design Pop-up-Ausstellung im Institut Néerlandais.

Zusätzlich öffnen am 22. und 23. Mai ein halbes Dutzend Pariser Designstudios ihre Türen der Öffentlichkeit, um uns einen kleinen Einblick in die Arbeitsprozesse des Produktdesigns zu gewähren.

„D’Days. Festival de design. Paris. Pantin. 2014“ findet zwischen Montag, den 19. Mai, und Sonntag, den 25. Mai 2014, in verschiedenen Locations in Paris und Pantin statt.

d days paris pantin

D'Days. Festival de design. Paris. Pantin.

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