smow Song Contest 2020

In einem Jahr, in dem wir auf den gewohnten Glanz so mancher geliebter Kulturveranstaltung verzichten müssen, bleibt uns ein Leuchtfeuer erhalten. Als virtuelles Event ist der smow Song Contest eine Veranstaltung, der „Social Distancing“ und Reisebeschränkungen nichts anhaben können. Zwar können Nähe und globale Weite des virtuellen Raumes niemals die physische Dimension ersetzen, der smow Song Contest 2020 bietet uns aber allen die Möglichkeit, sicher und verantwortungsbewusst große Distanzen zu überbrücken und sorgt vor allem dafür, dass wir die Lust am Tanzen nicht verlieren.

smow song contest 2020

Während in den vergangenen Jahren der Gewinner des smow Song Contest innerhalb der smow Familie oft unbekannt war – denken wir insbesondere an die Überraschungssiege von smow Tel Aviv oder smow Lissabon – ist der Gewinner von 2019, Rotterdam, allen bekannt. Rotterdam ist gewissermaßen die Heimat des smow Blog. Nicht seine physische, sondern seine spirituelle Heimat. Und nicht Rotterdam in den Niederlanden, sondern der Song „Rotterdam“ von Beautiful South: „Anywhere, anywhere alone“.

Rotterdam in den Niederlanden ist jedoch eine Stadt, die Anlass zu einigen erfreulich differenzierten Überlegungen zum Bauhaus-Thema des smow Song Contest 2019 gibt. Schließlich ist Rotterdam nicht nur eine Stadt, in der J. J. P. Oud zwischen 1918 und 1933 als Stadtarchitekt tätig war und in deren Kontext er sein Verständnis des zeitgenössischen Bauens, der Stadtplanung und des Wohnens entwickelte, Rotterdam ist auch die Stadt, in der die frisch diplomierte Margarete Lihotzky 1919 sechs Monate lang nach dem Krieg evakuierte Wiener Kinder betreute, in einem Architekturbüro arbeitete, Vorlesungen von H. P. Berlage besuchte, sich mit niederländischer Garten- und Stadtplanung beschäftigte und sich von der Ordnung und Struktur niederländischer Küchen faszinieren ließ. Außerdem beheimatet Rotterdam die Van-Nelle-Fabrik von Brinkman & Van der Vlugt, ein Baudenkmal der späten 1920er Jahre und eine Glaswandkonstruktion, die sich auf Augenhöhe mit Gropius‘ Bauhaus Dessau befindet. Darüber hinaus arbeitete der frisch diplomierte Architekt Fritz Haller Ende der 1940er Jahre ein Jahr lang in Rotterdam mit den Architekten Willem van Tijen und Huig Maaskant zusammen, die sich damals dem Wiederaufbau Rotterdams nach dem Krieg widmeten. Ein Unterfangen, das Haller zum Nachdenken über die Unzulänglichkeit konventioneller Bauweisen anstiftete und ihn veranlasste, die dringende Notwendigkeit neuer Konzepte zu erkennen und diese zu entwickeln. 1953 eröffnete Rotterdam zudem die „Lijnbaan“, eine der ersten geplanten innerstädtischen Fußgängerzonen der Welt, und das in einer Zeit, in der es zunehmend AutobesitzerInnen gab und grundlegende Fragen zur Gestaltung des Verhältnisses zwischen Auto und Stadtraum, zwischen FußgängerIn und AutofahrerIn aufkamen. Blickt man über die verstopften und verrauchten Innenstädte von heute, hilft einem die „Lijnbaan“, ähnlich wie Paul Schneider-Eslebens Lichtplatz Parkhaus in Düsseldorf, sich eine alternative Zukunft vorzustellen. Und als sei all das nicht genug, beheimatet Rotterdam auch das Kubushaus von Piet Blom, die Markthalle des MVRDV, etc..

Es sind all diese und viele, viele weitere Überlegungen, die den niederländischen Beitrag zum Architektur- und Designdiskurs und zu unserem Verständnis der Gesellschaft im weiteren Sinne herausstellen.

smow song contest 2020 ......warten auf den Livestream.......

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Rotterdam ist auch die bevölkerungsreichste Stadt in Zuid-Holland, eine der 12 Provinzen, die die Niederlande bilden. Zwölf ist eine wichtige Zahl im smow Jahr 2020: Seit der Eröffnung von smow Freiburg im März 2020 ist smow nun in 12 deutschen Städten mit Geschäften vertreten. Und damit ist die 12 das perfekte Thema für den smow Song Contest 2020. Aber in welchem Kontext?

Nachdem das Organisationskomitee des smow Song Contest die nahezu allgegenwärtige Bedeutung der Zahl 12 im Hinblick auf Zeit, Raum, Kultur und Religion bedacht hat, wurde zunächst erwogen, jeden der 12 smow Standorte mit einer der niederländischen Provinzen zu verknüpfen: So logisch der Plan war, es wäre eine rein niederländische Angelegenheit daraus geworden, und das ließ sich nicht mit der internationalen Ausrichtung des smow Song Contest in Einklang bringen. Alternativ wurden 12 Zwölfton-Kompositionen in Betracht gezogen. Die wurden jedoch abgelehnt, weil sie zwar für das Organisationskomitee interessant gewesen wären, den Idealen des Wettbewerbs – Offenheit und Universalität – letztendlich aber widersprochen hätten. Die Diskussion schien so auf eine unausweichliche Sackgasse zuzusteuern, bis schließlich der bis dahin eher ruhige Bill Haley aufstand, seine Rock’n’Roll Locke in Form brachte und zu zählen begann: „One, two, three o’clock, four o’clock rock“, he began, five, six, seven o’clock, eight o’clock rock. Nine, ten, eleven o’clock, twelve o’clock rock. We’re gonna rock around the clock tonight!“

Uns so soll es sein.

In der chronologischen Reihenfolge ihrer Eröffnung wird jeder der 12 smow Standorte durch ein Lied repräsentiert. Der Titel bezeichnet als volle Stunde den jeweiligen Platz des smow Standorts in dieser Reihenfolge. Wie immer können die Lieder in einer der drei offiziellen smow Song Contest Sprachen Deutsch, Französisch, Englisch sein, wobei die einzige Bedingung ist, dass die Nummer in direktem Zusammenhang mit „o’clock“, „Uhr“ oder „heures“ steht. Darüber hinaus gibt es beim smow Song Contest 2020 zwei Gastauftritte: smow Blog als spiritueller Gastgeber und smowonline inklusive IT-Team, eine Institution, deren unermüdliche Vitalität, Innovation, Flexibilität und gute Laune die smow Familie seit 2008 sicher und zuverlässig rund um die Uhr rocken lässt.

 

Leipzig: One O’Clock Jump – Count Basie Orchestra

So wie smow Leipzig der erste Hit in der Geschichte von smow war, so war „One O’Clock Jump“ der erste Chart-Hit des Count Basie Orchestra. Und der Beginn einer ebenso glanzvollen Erfolgsgeschichte. „One O’Clock Jump“ wurde während Basie’s Barons of Rhythm’s Residency Mitte der 1930er Jahre im Reno Club in Kansas City konzipiert und 1937 zum ersten Mal aufgenommen. Es entwickelte sich in vielerlei Hinsicht zu der Themenmelodie des Count Basie Orchestra: Der Song diente rund fünfzig Jahre lang als traditionelle Endnummer aller Count Basie Orchestra-Konzerte.

Chemnitz: 2 O’Clock – Beatsteaks

Zu finden auf dem zweiten Studioalbum der Berliner Band, ist  „Launched, 2 O’Clock“, einer der melodischen, hymnischen Momente des Beatsteaks Albums. Ein Erguss von Angst und Frustration, der aber auch den Grund für die Leiden des Erzählers offenlegt, und damit einen Hinweis darauf liefert, wie man mit der Lösung des Problems beginnen könnte: „And when it matters then I’m blind, nothing is alright, I only see what I wanna see“. Ja, genau das ist wohl der grundlegende Fehler, den wir alle so oft machen. Vor allem, wenn es darauf ankommt.

Stuttgart: Three O’Clock Blues – Lowell Fulson

Der „Three O’Clock Blues“ ist als Coverversion von B.B. King besser bekannt als das Original von Lowell Fulson aus den späten 40er Jahren. Dazu gehört auch der Text von B.B. King: Kings Text, soweit wir es richtig verstanden haben, reinigt Fulsons Erzählung von all ihrem abgründigen Schrecken und befreit den Erzähler von jeder Schuld für die unglückliche Wendung der Ereignisse. Ein Erzähler, den Lowell wiederum in den Mittelpunkt des Dramas stellt. Warum hat B.B. King den Text geändert? Wir wissen nur, dass das Original ein klagender Appell an uns ist, nicht nur bei der Auswahl derer, denen wir unser Herz anvertrauen, Vorsicht walten zu lassen, sondern ebenso sorgfältig mit denen umzugehen, die wir auswählen.

Köln: Quatre heures – ELLA

Im frühen Mittelalter wurde Köln kurzzeitig von Chlodwig I. regiert, dem Frankenmonarchen, der das Reich gründete, aus dem das heutige Frankreich hervorging. 1794 wurde Köln französisch. Die Franzosen erkannten schnell ihren Fehler, aber erst 1815 konnte Preußen überzeugt werden, Köln zurückzuerobern. Es liegt also eine gewisse Ironie darin, dass die Rheinmetropole durch ein französisches Lied repräsentiert wird. Sehr passend ist, dass Köln durch ein Lied repräsentiert wird, das einer EP mit dem Titel „Huit clos“ entnommen wurde, ein subtiles Spiel mit dem sehr ähnlichen Klang von „Huit“ (acht) und „Huis“ aus der Redewendung „Huis clos“ (geschlossene Gesellschaft), und was könnte Sartre besser dazu inspiriert haben, „Huis clos“ (Geschlossene Gesellschaft) zu schreiben, als ein Besuch des Kölner Karnevals.

Kempten: 5 O’Clock in the morning – The Village People

So wie smow Kempten den Beginn eines neuen Kapitels in der smow Geschichte markierte, so ist das Album Renaissance von 1981 ein neues Kapitel in der Geschichte der Village People: Die Disco-Beats der späten 1970er Jahre bekommen hier einen neuen Funk/Soul-Vibe und mit dem Song „5 O’Clock in the morning“ eine neue Bescheidenheit. Aus ihrer Zeit der Dico-Ära brachten die Village People ein trotziges, politisches und feierliches Selbstvertrauen mit. Der Erzähler in „5 O’Clock in the morning“ ist allerdings weit entfernt von jeder Art von Selbstvertrauen und findet sich deshalb um 5 Uhr morgens auf der Straße wieder: Es verfolgen ihn seine Gedanken, sein Bedauern und seine Reue, begleitet wird das Ganze aber von einem freudig-klaustrophobischen Streicherarrangement, das dasselbe Suchtpotential aufweist wie die Disco-Beats.

Frankfurt: 6 o’clock – Emilie Zoé

„Es ist lustig“, meint die Schweizer Sängerin/Songwriterin Emilie Zoé, „wie beruhigend es ist, im Dunkeln herumzutasten“. Das erinnert uns alle an Chris Stevens‘ Erkenntnis „its not the vision, its not the vision at all, its the groping, its the yearning, its the moving forward“ und seine Verknüpfung mit Kierkegaards Position, dass, wie Chris Stevens es paraphrasiert, „das Selbst nur das ist, was es im Werden ist“. Gedanken, die auch im Song „6 o’clock“ in der Feststellung widerhallen, „it’s the end I think, although it’s the very start.“ In vielerlei Hinsicht ist das Leben eine Kette von zusammengewachsenen Stopps und Starts. Nur, dass wir sie normalerweise nicht als solche erkennen, zumindest nicht am Anfang, was uns zu jener anderen Kierkegaard’schen Einsicht bringt, dass das Leben zwar vorwärts gelebt werden muss, aber nur rückwärts verstanden werden kann. Was höchst unfair ist!

Düsseldorf: 7 O’Clock – Quireboys

Wir haben uns immer gern vorgestellt, dass die Zeitangabe im Titel des ersten Songs auf dem Debütalbum der britischen Glam/Rock ’n‘ Roll Band eine Anspielung auf Elton Johns Ausspruch in „Saturday Night’s Alright“ ist. Da heißt es nämlich „It’s seven o’clock and I want to rock, want to get a belly full of beer“. Obwohl bei Elton John mit ziemlicher Sicherheit von 7 Uhr abends die Rede ist, hat man das Gefühl, die Quireboys singen von 7 Uhr morgens und dass der Erzähler statt rocken und trinken anderen Vorhaben Platz macht…

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Berlin: Acht O’Clock Rock – Duke Ellington

Es wurde viel darüber diskutiert, ob „Acht O’Clock“ regelkonform sei. Und noch mehr Diskussion gab es darüber, was das bedeuten könnte. Da es jedoch keine Regel gibt, die besagt, dass „Zahl“ und „Zeitbeschreibung“ in derselben Sprache geschrieben werden müssen, wurde „Acht O’Clock Rock“ zugelassen. Auch wenn sich niemand wirklich sicher ist, was dieser Titel bedeutet. Vielleicht spiegeln sich hier Überlegungen zum globalen Dorf und der immer stärkeren Verschmelzung von Kulturen, Traditionen und Ethnien wider, die Ellington zu seinem charmanten und wundersamen Album The Afro-Eurasian Eclipse von 1971 inspiriert haben, aus dem auch der Titel „Acht O’Clock Rock“ stammt.

München: Nine O’Clock – Robert Morse

Von Bob Merrill für das Broadway-Musical Take Me Along von 1959 komponiert, bezieht sich der Songtitel „Nine O’Clock“ auf die Zeit, in der Richard Miller am Strand sein soll, um seine lange verlorene Liebe Muriel Macomber zu treffen. Und er kann es kaum erwarten. Und das, obwohl ihre gemeinsame Zeit, zumindest bei dieser Gelegenheit, kurz sein wird: Um 10 Uhr wird es vorbei sein. (Nächtliche Regenbögen und so weiter). Darüber hinaus bedeutet die Tatsache, dass sich das Paar um 9 Uhr am Strand trifft, dass es den 9 Uhr Gute-Nacht-Gruß, sowie Wagners Nachtwächterruf aus dem Meistersinger und das Wiegenlied von Johannes Brahms, interpretiert vom Glockenspiel am Münchner Rathaus, verpassen wird. Auch wenn all das keineswegs Richards Begeisterung trübt, Muriel endlich in seinen Armen zu halten. Er kann es kaum erwarten.

Hamburg: 10 O’Clock Postman – Secret Service

Deutsche ZuhörerInnen werden die Melodie, so hoffen wir, erkennen. Es handelt sich um das Original von Wolfgang Petry. Der Text ist jedoch anders und muss daher leider ohne Petrys „Kann sein, dass ich altmodisch bin. Doch glaub mir, ich weiß genau, wovon ich spreche“ auskommen. Stattdessen enthält der Song die entzückenden und tragischen Zeilen: „Finding it so hard to eat. The toast and the eggs they just don’t taste the same.“ Wir nehmen an, dass es um gekochtes Ei bei der Armee geht – eine ebenso reizvolle wie tragische Metapher für ein gebrochenes Herz.

Schwarzwald: 11 O’Clock Tick Tock – U2

Veröffentlicht als Single im Jahr 1980, und das als erste Single der Band für Island Records, hat „11 O’Clock Tick Tock“ jenes expansive, fließende, webende Stakkato, das die frühen Jahre von U2 so definiert hat und das dazu geführt hat, dass sie nur in Stadien spielen konnten. Denn ein Song wie „11 O’Clock Tick Tock“ lässt sich einfach nicht eingrenzen. „We thought that we had the answers. It was the questions we had wrong“, beklagt der Erzähler, eine Wahrheit, die jeder kennen sollte: Antworten sind nicht so wichtig, Fragen schon.

Freiburg: 12 O’Clock, Eh Sonny – Butch Robins

Butch Robins beschreibt „12 O’Clock, Eh Sonny“ als „ein Rhythmus-Experiment“. Eine Aussage, die einen nicht nur über Rhythmus im musikalischen, sondern auch im räumlichen Kontext nachdenken lässt und zu jenen Experimenten mit Rhythmus in räumlichen Kategorien führt, die die Architekturgeschichte immer wieder vorangebracht haben.

smow Blog: Sleep the clock around – Belle & Sebastian

Obwohl „Sleep the clock around“ eine schöne Metapher für Faulheit, Schlamperei und Ungeselligkeit ist und einen an jemanden denken lässt, zu dem man berechtigterweise sagt „Look at yourself, you’re not much use to anyone“, lässt sich die Zeile auch als Hinweis darauf verstehen, dass man nach einer langen, qualvollen Reise an einem Ort der Heiterkeit und Sicherheit angekommen ist. Sei das nun eine körperliche oder eine innere Reise. Man ist jedenfalls an einen Ort gelangt, an dem man mit sich selbst zufrieden ist, sich selbst im Spiegel betrachten kann und bei gutem Bewusstsein, mit entspanntem Geist rund um die Uhr schlafen möchte.

smowonline: Rock around the clock – Billy Hailey & His Comets

„Thank you very much ladies and gentlemen, that brings to a close just about this part of the show and we want to thank all of you for being so very nice. Before we go though I’d like to sing one song for you that I hope you’ve heard some place before…“

Die smow Song Contest Playlist 2020 und alle Radio smow Playlists sind auf der smowonline Spotify Seite zu finden.

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